2. Fahrt im Juli 2004 mit Doreen


Diesmal ist alles genau geplant und organisiert. Ich fahre Montag früh nach Weil und treffe mich erst einmal allein mit Herrn Riexinger und hole später Doreen aus Stuttgart ab.

Doch bevor ich ins Archiv darf hat der Herr Riexinger noch eine Überraschung für mich: Die alte Wagnerei ist offen! Und so lerne ich diesmal Karl Preisendanz kennen. Es ist ein komisches Gefühl in die Wagnerei zu gehen. Ich kenne den Geruch nach Holz aus Kindertagen. Die Hobelbank, die leichte Unordnung, das Sägemehl, das sich überall festsetzt - es ist wie damals, als ich als kleines Mädchen meinem Vater im Keller bei der Arbeit zuschaute.

Im Gegensatz zu allen anderen Preisendanz, die ich bisher kenne, ist Karl eher ein ruhiger Mann und so stehen wir beide ein bißchen betreten voreinander und wissen nicht so recht was wir sagen sollen. Ich erzähle was ich vorhabe und frage nach dem „Stammhaus“. „Wieso nennt es jeder das Stammhaus?“, wundert sich Karl. Sein Vater oder Großvater hat es doch erst vor ca. 100 oder 150 Jahren gekauft. Tja, das weiß ich auch nicht so recht ..... irgendwie nennt es jeder so. Eine Illusion ist geplatzt! Das Haus aller Häuser, der vermeintliche Stammsitz der Familie - alles gar nicht wahr!

Schließlich verabschieden wir uns und ich gehe mit Herrn Riexinger ins Kirchenarchiv. Um all die Informationen zu finden, die ich suche, müßte ich mich Wochen im Kirchenarchiv vergraben und einmal in Ruhe die Bücher durchwühlen, um überhaupt zu wissen, was es so alles gibt.

Mittags hole ich dann Doreen aus Stuttgart ab und schwöre mir nie wieder einen Autoreifen in diese Stadt zu setzen! Leider auch eine Illusion, die platzen wird.

Am Nachmittag schlendern wir noch einmal durch Weil, damit Doreen einen ersten Eindruck bekommen kann. Und siehe da, die Wagnerei steht noch offen. Also ziehe ich aller Peinlichkeit zum Trotz Doreen hinein, stelle sie Karl vor und als wir wieder gehen, sind wir zu Karl und seiner Frau eingeladen. So langsam arbeite ich mich durch die Weiler Preisendanze ......

Der Abend wird sehr nett. Wir sitzen bei Karl und Sigrid auf der Terrasse, essen die obligato­rischen Brezeln und erzählen was wir so in Weil treiben. Sigrid meint schließlich, wir könnten im Urlaub nicht nur im verstaubten Archiv sitzen, sondern müßten auch etwas von der Gegend sehen. Also werden wir in Karls Auto geladen und zur Weiler Hütte gefahren. Die ist jedoch leider geschlossen. Also geht es nach Tübingen - den Berg bis ans bittere Ende hinauf - und wir genießen den warmen Sommerabend auf der Terasse eines Weinlokals mit einem gigantischen Blick über Tübingen.

Am nächsten Morgen sind wir wieder mit dem Herrn Riexinger verabredet. Am Nachmittag haben wir einen Termin im Staatsarchiv in Ludwigsburg. Strammes Programm! Aber wir haben auch nur 3 Tage! In Ludwigsburg liegen die Auswandererakten und wir hoffen dort unseren Vorfahren Heinrich Adam zu finden. Dummerweise haben wir beide keine Ahnung, wie das in einem Archiv so abgeht - aber die Ludwigsburger sind wirklich sehr nett und so nehmen wir auch diese Hürde. Wir haben 3 Stapel mit Akten und fallen vor Ehrfurcht fast von unseren Stühlen, denn es sind die Originale. Es sind viele bekannte Namen die wir finden: Brennenstuhl, Löffler, Brändle ..... und plötzlich halte ich die Unterlagen von Heinrich Adam Preisendanz in den Händen! Leider sind die Un­terlagen nicht mehr vollständig, aber das ist trotzdem ein ganz besonderer Moment. So etwas muß man einfach selbst einmal erlebt haben.


Am Mittwoch hat Herr Riexinger leider keine Zeit für uns und so lassen den Tag etwas ruhiger angehen. Doreen möchte sich das Heimatbuch kaufen, also fahren wir zum Rathaus.

Ich hatte im Heimatbuch eine Quellenangabe gefunden, die auf das Gemeindearchiv verwies. Dummerweise hatte ich nur nirgends eine Adresse des Archivs finden können. Also nutzen wir die Gelegenheit auf dem dem Rathaus und fragten nach. Zunächst auch große Ratlosigkeit, aber schließlich landen an der richtigen Adresse. Wahrscheinlich halten die Weiler uns für völlig abgedrehte Städter, aber sie haben Erbarmen mit uns und ging in den Keller, der das Gemeindearchiv beherbergt. Ganz hinten einfach hintereinander weg aufgestapelt lagen die Uralt-Bücher der Weiler und das erste Heftchen, daß wir herauszogen waren Unterlagen über eine Anna Maria Preisendanz.

Nach 2 Stunden sahen wir aus wie die Säue, hatten aber Unterlagen ohne Ende gefunden. Da wir nicht so dreist sein wollten, ließen wir uns nur einen klitzekleinen Teil kopieren und ließen den Rest schweren Herzens zurück. Aber keine Sorge, ihr Realteilungsurkunden und Beibringens-Inven­tar, wir werden zurückkommen und euch restlos aufstöbern!

Am Nachmittag besuchten wir noch Hans und Frida und schlenderten ein bißchen durch das Dorf. Wir haben recht viel erreicht, wissen aber auch, daß es noch wesentlich mehr zu tun gibt, als wir uns in unseren kühnsten Träumen vorgestellt hatten.

 

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